Was kann zu einer Essstörung führen?

Risikofaktoren erhöhen die Wahrscheinlichkeit, an einer bestimmten Krankheit zu erkranken. Auslösende Faktoren führen dazu, dass die Krankheit effektiv ausbricht. Schutzfaktoren schützen uns davor, dass sie nicht ausbricht.
Manchmal hat jemand viele Risikofaktoren, eine Essstörung zu entwickeln, aber er oder sie entwickelt keine Essstörung, weil der so genannte auslösende Faktor (noch) fehlt oder auch, weil er oder sie viele schützende Faktoren hat, die den Ausbruch der Krankheit verhindern.

Auslösende Faktoren sind zum Beispiel Diäten, Übergangssituationen (Wohnortwechsel, Einstieg in die Arbeitswelt usw.), Verlust von wichtigen Bezugspersonen (Eltern, Geschwister, gute Freundinnen und Freunde).

Die Risikofaktoren für die Entwicklung von Essstörungen sind sehr vielfältig und bei jedem Menschen unterschiedlich. Kein Risikofaktor allein kann eine Essstörung erklären. Eine Essstörung kann sich entwickeln, wenn mehrere ungünstige Faktoren zusammen treffen und auch noch eine gewisse genetische Veranlagung besteht. Hier einige Beispiele für mögliche Risikofaktoren, die zu einer Essstörung führen können:

Probleme in der Familie
z.B. weil sich die Eltern scheiden lassen, weil die Eltern Suchtprobleme haben oder weil die Schwester oder der Bruder immer Stress mit den Eltern hat. Da will man die Eltern nicht auch noch mit seinen Anliegen belasten. Manchmal scheint eine Familie von aussen gesehen ganz normal, hinter der Fassade realisiert man aber, dass Konflikte und Probleme verdrängt statt gelöst werden.

Trennungserlebnis
z.B. wenn ein Mensch, der einem viel bedeutet, weg zieht, erkrankt oder gar stirbt. Oder wenn man eine Enttäuschung in der Liebe erlebt und glaubt, dass es dazu kam, weil man zu dick ist – auch wenn der Freund oder die Freundin etwas anderes sagt. Auch der Übertritt in eine andere Schule oder in die Lehre bedeutet Trennung von Vertrautem.

Gesellschaftlicher Druck
Junge Frauen sind heute dem Druck ausgesetzt, später einmal alles unter einen Hut bringen zu müssen: d.h. eine gute Hausfrau , Mutter und Partnerin zu werden und gleichzeitig auch noch Karriere zu machen – und dabei immer auch eine gute Figur zu haben.
Junge Männer erleben heute ebenfalls zunehmenden Druck, was ihre Rolle in der Gesellschaft betrifft: Sie sollen beruflich die Karriereleiter erklimmen, im Zeitalter der Gleichstellung von Mann und Frau gleichzeitig aber auch gute Hausmänner, Väter und Partner sein. Dabei sollen auch sie körperlich immer fit sein und gut aussehen.

Perfektionismus
Der Anspruch an sich selbst, immer alles 100% perfekt zu machen, und sich keine Fehler zu erlauben – auch das kann ein Risikofaktor für eine Essstörung sein.

Schönheitsideal
Das heutige Schönheitsideal kann zu unnötigen Diäten oder zu zwanghaft kontrollierten Essgewohnheiten verleiten und dadurch zur Entwicklung einer Essstörung beitragen.

All das kann dazu führen, dass Menschen unsicher werden, an sich zweifeln und sich anderen gegenüber „minderwertig“ fühlen: unvollkommen, unterlegen, klein, unbedeutend..
Einige dieser Menschen bekommen ein trügerisches Gefühl von Sicherheit, wenn sie sich selbst, ihren Körper und ihr Gewicht zu kontrollieren versuchen. Ihr Versuch zur Selbstkontrolle wird eine wichtige Quelle für ihr Selbstwertgefühl. Andere Menschen wiederum resignieren und suchen Trost und Betäubung durch übermässiges Essen.