Spannungsfeld Essstörungen

Hintergründe, Früherkennung und Frühintervention

Immer mehr Mädchen und Frauen, aber zunehmend auch junge Männer in der Schweiz leiden an Störungen des Essverhaltens. Verschiedene Ursachen spielen dabei eine Rolle, häufig soll das gestörte Essverhalten jedoch dabei helfen, mit einer belasteten Lebenssituation besser fertig zu werden. Doch leider erweist sich diese Bewältigungsstrategie über kurz oder lang als Sackgasse. So haben die Bedürfnisse nach Abklärung, Therapie und Prävention in den letzten Jahren stetig zugenommen. Obwohl das Thema auch in der Öffentlichkeit präsent ist, vergeht noch zu viel Zeit, bis Betroffene Hilfe erhalten. Da länger andauernde Essstörungen jedoch zu bedeutenden körperlichen, psychischen und sozialen Folgen und teilweise irreversiblen Schädigungen führen, ist das frühzeitige Ansprechen besonders wichtig. Die Indikation zur ambulanten, teilstationären oder stationären Behandlung hängt ab vom Schweregrad der somatischen und psychosozialen Beeinträchtigung, und nicht zuletzt auch von der Verfügbarkeit eines qualifizierten Therapie-Angebotes.

Je nach Schweregrad der Erkrankung sowie therapeutischem Konzept der betreuenden Fachperson wird in der ambulanten Therapie zumeist eine interdisziplinäre Betreuung empfohlen, bei der die psychischen wie körperlichen Aspekte der Essstörungen gleichermassen berücksichtigt werden. In der Regel sind verschiedene Disziplinen beteiligt. Kernpunkt der interdisziplinären Betreuung sind der regelmässige Informationsaustausch sowie die Konsens-Findung über das weitere therapeutische Vorgehen zwischen den verschiedenen betreuenden Fachpersonen. Je schneller die Behandlung einsetzt, desto grösser sind die Chancen für eine umfassende und nachhaltige Gesundung. Im Zweifelsfall soll also frühzeitig reagiert werden, anstatt lange darauf zu warten, dass „es vorbeigeht“. Hier sind alle Kontaktpersonen gefordert, also auch Sie!


Literatur

In Liebe entzweit
Stierlin, Weber

 
Beschreibt die Psychodynamik der Anorexie, die systemischen Aspekte in für Therapeuten sehr nützlicher Weise.


Familientherapie der Essstörungen
Reich G., Cierpka M.
 
Uebersichtlich strukturiertes Buch mit zahlreichen Hinweisen und Beschreibungen für die klinische Arbeit. Gutes Kapitel zu den Familientherapeutischen Aspekten.


Anorexia nervosa
Leitfaden Kinder- und Jugendpsychotherapie, Steinhausen
 
„Kochbuch“ zum Nachschlagen.


Treatment Manual for Anorexia nervosa
A Family-Based Approach.
J. Lock, D. le Grange. 2001, The Guilford Press.
 
Uebersichtliches Buch von den Autoren, die sich seit Jahren mit dem Einbezug der Familie in die Therapie befassen und in der Maudsey-Klinik das gleichnamige Programm entwickelt haben.