Wie häufig sind Essstörungen?
Anorexie (Magersucht)
Etwa 1% aller jungen Frauen und etwa 0.1% aller jungen Männer zwischen 15 und 35 Jahren in Europa leiden an Anorexie. Anorexie beginnt meistens im Alter zwischen 12 und 16 Jahren. Es ist aber auch möglich, dass die Krankheit schon vor der Pubertät beginnt. Selten beginnt sie jedoch vor dem Alter von 10 Jahren. Die Anzahl Anorektiker/innen scheint in den letzten zwanzig Jahren leicht zugenommen zu haben.
Bulimie (Ess-Brech-Sucht)
Bulimie betrifft in Europa etwa 2-4% der jungen Frauen und 0.5% der jungen Männer zwischen 15 bis 35 Jahren. Am häufigsten betroffen ist die Altersgruppe der 18- bis 22-Jährigen. Die Anzahl Bulimiker/innen hat in den letzten zwanzig Jahren deutlich zugenommen.
Binge Eating (zwanghafte Essattacken)
Etwa 5-10% der übergewichtigen Menschen und zwischen 30-60% der adipösen (= stark übergewichtigen) Menschen leiden an zwanghaften Essattacken, in der Fachsprache Binge Eating Disorder genannt. Binge-Eating-Störungen kommen vor allem bei Erwachsenen im Alter von etwa 35-40 Jahren vor; Frauen und Männer sind etwa gleichermassen betroffen. Binge Eating beginnt meistens im Alter zwischen 20 und 30 Jahren, manchmal aber auch erst im Alter zwischen 45 und 55 Jahren. Auch Jugendliche können daran erkranken. Wie viele junge Menschen darunter leiden, ist aber nicht bekannt.
Binge-Eating-Störungen nehmen allgemein zu, je stärker jemand übergewichtig bzw. adipös ist. Bei adipösen Menschen mit einem BMI* über 35 leiden bis zu 40% an Binge Eating; bei noch stärker adipösen Menschen mit einem BMI über 40 sind es bis zu 60%.
(* Der BMI oder Body Mass Index ist eine Masszahl, die das Gewicht eines Menschen im Verhältnis zu seiner Körpergrösse bewertet.)
Orthorexie (zwanghafte Fixierung auf Gesundheit, Angst sich ungesund zu ernähren)
Orthorexie ist als Verhaltensstörung oder Krankheit erst seit 1997 bekannt. Deshalb gibt es noch keine verlässlichen Zahlen zur Häufigkeit. Man weiss auch erst wenig darüber, welche Bevölkerungsgruppen am häufigsten betroffen sind.
Studien deuten allerdings darauf hin, dass Jugendliche, jüngere Frauen und Männer mit einer guten Ausbildung und Sportler/innen wie z.B. Bodybuilder/innen ein höheres Risiko haben, an Orthorexie zu erkranken. Auch Angehörige von Gesundheitsberufen wie z.B. Ernährungsfachleute scheinen häufiger von Orthorexie betroffen zu sein als die Allgemeinbevölkerung.